Joelina Gerards: Die zweifache Women’s ROTY im Interview

Alle Fotos: Knorre

Schon zweimal in Folge hat sie die Kategorie Women’s Rider Of The Year bei den Cable Mekka Awards gewonnen. Was ihr das bedeutet und noch mehr, verrät Joelina Gerards im Interview.

24.07.2024

INTERVIEW
Von Frauen-Wakeboarding und Lieblingstricks

Als Joey im Januar 2023 erstmals den Women’s ROTY in Empfang nehmen durfte, war es nicht nur für sie eine faustdicke Überraschung. Dass sie keine Eintagsfliege ist, hat die 27-jährige, die schon lange in der Community unterwegs ist, dieses Jahr unter Beweis gestellt und den Erfolg wiederholt.

Joey pusht sich selbst und alle die um sie herum sind. Sie ist immer positiv und hat ein Grinsen im Gesicht. Im Interview verrät sie, wie sie zum Wakeboarden kam, was ihr Eindruck vom Nachwuchs bei den Mädels ist und welche Ziele sie noch hat.

Hey Joey. Wie kamst du zum Wakeboarden und wann war das?

Joey: Angefangen hat alles vor 15 Jahren in Dankern. Zunächst war ich auf Wasserski unterwegs, weil das damals noch mehr Wasserskianlage als Wakepark war. Nach circa zwei Jahren bin ich dann von Trickski aufs Wakeboard umgestiegen. (lacht)

Das ist schon eine Weile her. Wie hat sich seitdem das Frauen-Wakeboarden entwickelt?

Joey: Damals gab es schon Mädels, die krass abgegangen sind, aber der Fokus lag eher auf Airtricks. Das Railriding der Frauen hat sich meiner Meinung nach besonders in den letzten fünf sechs Jahren stark weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es immer mehr Mädels, die Wert auf cleanes und stylisches Fahren legen. Die Industrie honoriert das, indem Frauen zu den großen Wakeboard Events eingeladen werden und außerdem gibt es auf immer mehr Veranstaltungen beim Preisgeld keinen Unterschied mehr zwischen Männern und Frauen.

Zu Beginn deiner Karriere bist du viel im Verband unterwegs gewesen. Welche Bedeutung hat dieser für deine sportliche Laufbahn?

Joey: Meine ersten Contests waren Verbandswettkämpfe. Nachdem diese gut liefen, bin ich schnell in den Kader berufen worden und habe an EM’s und WM teilgenommen. Das waren meine ersten Wakeboardtrips. In der Nationalmannschaft habe ich gute Freunde gefunden und es war insgesamt eine wertvolle Erfahrung für mein Leben. Dafür bin ich dem Verband sehr dankbar! Dennoch waren die Wettkämpfe nicht das, was ich weiterverfolgen wollte. Der Fokus lag mir zu sehr auf Airtricks und die Austragungsorte waren meist nicht die Parks mit den kreativen Setups. Deswegen habe ich mich entschieden, nur noch freie Wettkämpfe zu fahren.

Was ist dein Rezept für einen perfekten Contest-Run?

Joey: Da hat mir Nicklas Dorfer einen guten Tipp gegeben: „Mach dein Ding! Mache Tricks, die dir liegen und mit denen du dich gut fühlst.“ Ich achte nicht zu sehr darauf, was andere machen, sondern versuche auf dem Setup meinen Flow zu finden und abwechslungsreiche Tricks zu machen. Außerdem ist es immer gut, wenn ein paar „Banger“ dabei sind. (grinst)

Wenn wir bei Tricks sind: Was ist dein absoluter Favorit und mit welchem kämpfst du immer noch?

Joey: Ich liebe es blind in einer Bank zu landen! Generell mag ich eher „kleine aber feine“ Tricks und muss zugeben, dass Kicker-Tricks nicht meine Stärke sind. (Anm.: Wenn man den One Foot auf dem Foto sieht, kann man das nicht unterschreiben!)

Auch wenn du zu den top Fahrerinnen gehörst, lebst du nicht vom Wakeboarden. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus und wie lässt sich das mit dem Wakeboarden vereinbaren?

Joey: Ich habe letztes Jahr meinen Master in nachhaltiger Energieversorgung abgeschlossen und arbeite derzeit in Teilzeit im Homeoffice als Referentin für Wasserstofftechnologien. Das ermöglicht mir viel unterwegs zu sein und so schaffe ich es circa fünf Mal pro Woche Wakeboarden zu gehen. (strahlt)

Das klingt solide. Springen wir zum Nachwuchs. Wie meinst du, kann man diesen im Wakeboarden noch besser fördern?

Joey: Schwierige Frage – ich denke mit den vielen neuaufkommenden Coaching-Angeboten geht es schon in die richtige Richtung. Dazu gehören meiner Meinung nach nicht nur Profi-Camps, sondern auch die Förderung von Nachwuchstalenten durch Vereine und eigene Initiativen der Wakeparks, wie zum Beispiel das Kids-Coaching am DOCK5. Es ist wichtig einen Guide zu haben, der einem sagt, welcher Trick auf welchen aufbaut und wann man vielleicht erstmal einen Trick verfeinern sollte, bevor man einen 180 dranhängt und womöglich zu viel möchte. Auch das Bewusstsein für den eigenen Körper zu sensibilisieren, um Verletzungen vorzubeugen, ist meiner Meinung nach sehr wichtig.

“Ich glaube, dass Kids, die zu viel getriezt werden, die Freude am Sport verlieren und dann vielleicht komplett aufhören. Insgesamt sollte der Spaß im Vordergrund stehen. ”

Joelina Gerards

Das kann man nur unterstreichen. Welche deutsche Rookie-Fahrerin, sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Joey: Da gibt es sicherlich einige, aber ich möchte mein Homegirl Nike Hauser hervorheben. Sie ist 16 Jahre alt, Local am DOCK5 und geht krass ab. Immer wenn ich von einem Trip wiederkomme, hat sie etwas neues gelernt. Mittlerweile macht sie 720s und Mobes! Sie hat das richtige Mindset, die nötige Motivation und ich bin gespannt darauf, was wir in Zukunft von ihr sehen werden.

Joey mit ihrer Crew und der begehrten Trophäe bei den Cable Mekka Awards 2024 in Düsseldorf – ganz rechts im Bild, Joeys Homegirl Nike Hauser, von der wir wohl noch mehr hören werden.

Dann wird sie dir vielleicht bald bei den Cable Mekka Awards auf die Pelle rücken. Du wurdest zweimal in Folge ROTY bei den Frauen. Wer sind dieses Jahr deine stärksten Konkurrentinnen?

Joey: Ja krass, dass ich den Titel schon zweimal gewinnen durfte. Das Wort „Konkurrentinnen“ finde ich etwas hart, die meisten zähle ich zu meinen Freundinnen. (grinst wieder) Grundsätzlich verdient es jede, die nice fährt und versucht den Sport zu pushen. Meine Lieblings-Wakeboarderin ist Anne (Freyer) und ich würde es ihr nach der langen Verletzungspause sehr wünschen nochmal zu gewinnen. Sina (Fuchs) als Powerfrau hätte es definitiv auch verdient. Es ist wohl aber keine so konstant wie Julia (Rick), die zum x-ten Mal Europameisterin geworden ist. Und dann gibt es die ganzen jungen Mädels, wie Mariella (Flemme), Vicky (Miltschitzky), Alessia (Klingenbrunn) und Mia (Pralas), die nicht erst seit diesem Jahr ordentlich Gas geben! Ich würde sagen es wird spannend.

Wir sind gespannt. Hast du zum Abschluss ein besonderes Ziel, welches du im Wakeboarden noch erreichen willst?

Joey: Mein Ziel war und ist es immer Spaß auf dem Wasser zu haben. Diesen habe ich, wenn ich mit meinen Freunden und Freundinnen gemeinsam fahren kann und wir uns gegenseitig pushen und Wakeboarden sich einfach gut anfühlt. Eine Sache steht aber noch auf meiner Bucket List: ein eigener Full Part!

Ja, dann: GO FOR IT! Gerade bei den Mädels sieht man in diese Richtung dann doch recht wenig und du könntest hier mal wieder ein dickes Ausrufezeichen setzen. Sicherlich ist ein Full Part auch keine schlechte Bewerbung im Rennen um die ROTYs – falls deine „Konkurrenz“ also mitliest, wisst ihr, was zu tun ist. Danke für deine Zeit, Joey.